Es ist nicht unsere Art, Communiqué an Communiqué zu reihen. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt das Beispiel „Crowdfunding“ exemplarisch auf, wo innerhalb des EHC Kloten der Hund (immer noch) begraben ist. Doch wer die Fehler versteht, kann aus ihnen lernen.

Crowdfunding ist eine Methode die sich in der Ökonomie und vor dem Hintergrund der ökonomischen Krise gegenwärtig grosser Beliebtheit erfreut. Die Welt der Sportclubs hat das Crowdfunding seit geraumer Zeit auch schon für sich entdeckt. Das ist kein Zufall: Nicht selten wird erbärmlich gewirtschaftet und Rettung in höchster Not kann durch Crowdfunding an die Massen delegiert werden, welche dann einspringen sollen um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen oder auf den Beinen zu erhalten. Als Beispiel dafür kann der Hamburger Eishockeyclub dienen, dessen Fans das grösste Sport-Crowdfunding Deutschlands organisiert haben. Dass dieses am Ende gar nichts bewirkt hat, soll an dieser Stelle wirklich nur beiläufig erwähnt werden. Der Wille zum Erhalt des Vereins zeigte sich in den Zahlen eindrücklich.

Dieses Beispiel veranschaulicht aber auch etwas anderes: Crowdfunding soll die Massen bewegen. Es soll ein „Wir-Gefühl“ entstehen. Mit den Massen werden aber auch Dynamiken angestossen, etwa die berechtigte kollektive Erwartungshaltung, dass mit dem generierten Geldbetrag auch etwas Gescheites passiert. Diese Dynamiken können gefährlich sein. Wenn es um die Kombination von Vertrauen der Massen und finanzielle Fragen im EHC Kloten geht, dann muss zuerst nachgedacht und dann erst gehandelt werden. Zuviel Geschirr wurde in der Vergangenheit schon zerschlagen.

Auf die Existenzangst folgt die Konzeptlosigkeit

Noch im April/Mai standen der EHC Kloten und seine Fans einmal mehr vor dem Nichts. Erst der Einstieg von Hans-Ulrich Lehmann ermöglichte die Rettung in höchster Not, gepaart mit dem vernünftigen Versprechen auf absolute Budgetdisziplin. In dieser Ausgangslage hat die Behauptung, dass der EHC Kloten dringend für irgendetwas Geld benötigt, eine sehr hohe Glaubwürdigkeit. Wenn der EHC Kloten also jetzt auf Crowdfunding setzt, dann sollte er sich primär einmal gut überlegen wozu er das Geld einsetzen möchte. Wir meinen, dass es viele Bereiche im Club gibt, die Geld benötigen könnten. Der Nachwuchs gehört dazu, man könnte aber auch etwas Bleibendes wie ein kleines Museum der Clubgeschichte einrichten, auf das am Ende alle stolz sein dürften. Hingegen äusserten wir uns immer skeptisch gegenüber Lichtshows und dergleichen Animationstheater vor dem Spiel. Wir haben solcherlei bisher zwar stets über uns ergehen lassen. Nie aber wären wir auf die absurde Idee gekommen, dass in der gegenwärtigen finanziellen Situation dieser Lichtshow irgendeine Priorität zustehen sollte; und dass man diese erst noch mittels Crowdfunding erreichen sollte. Denn Crowdfunding meint, dass am Ende etwas dasteht, das man vermeintlich „gemeinsam“ erschaffen hat. Es sollte sich also bei Möglichkeit um eine Sache mit Relevanz handeln.

Dass 20% der Einnahmen auf unser Konto hätten fliessen sollen, überraschte uns dann aber komplett und zeigt die derzeitige Konzeptlosigkeit in vollem Umfang. Weder haben wir den EHC Kloten je um finanzielle Unterstützung gebeten, noch wurden wir vom Verein aus angefragt, ob wir denn eine finanzielle Unterstützung benötigen würden. Unsere Geldbeschaffung funktioniert seit Jahr und Tag SELBSTORGANISIERT, worauf wir sehr viel Wert legen. Denn wir wollen unsere Geldbeschaffung DANN organisieren, wenn wir sie wirklich benötigen und wir wollen die SpenderInnen diesbezüglich nicht überstrapazieren. Und wir entscheiden autonom, WANN wir Geld sammeln und wann nicht. Denn wir basteln Choreos während unserer Freizeit und werden uns NIE irgendeinem äusseren Leistungsdruck unterziehen. Gerade dieser wird mit dieser Aktion aber implizit geschaffen, egal ob das gewollt ist oder nicht.

Finanzen: Von der Kurve lernen, statt diese bevormunden

Wir können mit gutem Gewissen sagen, dass die Kurve nur so viel Geld ausgibt, wie sie zur Verfügung hat. Wir organisieren die Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben unseres Kurvenbudgets selber und fahren gut damit. Dass wir gerade in finanzieller Hinsicht ausgezeichnet beraten sind, autonom vom Verein zu agieren, verrät ein Blick in die finanziell turbulenten letzten Jahre des EHC Kloten. Dieser Linie folgen wir seit knapp 15 Jahren und alle Verantwortlichen im Verein wissen das. Wir meinen zudem, dass der EHC Kloten sich ganz und gar auf seine eigenen finanziellen Belange konzentrieren soll. Ein Blick auf die letzten zwanzig Jahre beweist nämlich, dass das schwer genug ist.

Für uns gibt es letztlich zwei Interpretationsmöglichkeiten dieser Crowdfunding-Geschichte. Wir sind uns bewusst, dass beide nicht besonders schmeichelhaft sind:

1. Entweder wurden die Choreos von den Verantwortlichen vereinnahmt um eigentlich eine Lichtshow zu finanzieren. Es ist kein Geheimnis, dass sich die choreographischen Darbietungen im Schluefweg grösserer Beliebtheit erfreuen als die unsägliche Verdunklung vor dem Spiel. Es macht aus taktischer Sicht also durchaus Sinn, für beides zusammen Geld zu sammeln wenn man den Betrag für die Lichter erreichen möchte. In diesem Falle fühlen wir uns vor den falschen Wagen gespannt und wiederholen unsere Forderung vom November 2015 nochmals in aller Deutlichkeit: „Der EHC Kloten soll jegliche Versuche beenden, seinen eigenen Anhang hinters Licht zu führen“. Wenn nicht jetzt, wann dann?

2. Die zweite Interpretation ist nur geringfügig wohlwollender: Der EHC Kloten weiss gegenwärtig nicht, wozu er überhaupt Geld braucht. Es würde uns natürlich freuen, wenn sich die finanzielle Lage so schnell gebessert hat. Wir denken aber nicht, dass das der Fall ist. Die Verantwortlichen im EHC Kloten scheinen vielmehr nicht im Bewusstsein zu haben, was Crowdfunding ist und welche Dynamiken angestossen werden wenn es im Gang ist. Es erfüllt uns mit Angst und Schrecken, dass bereits zum jetzigen Zeitpunkt finanzielle Prioritäten auf Lichtshows und Menschen gesetzt werden, die gar kein Geld wollen. Man würde besser fahren, wenn man unsere Vorschläge und unser Engagement im Club zur Abwechslung einmal ernst nimmt, dann wäre man in der Ideenfindung garantiert einen Schritt weiter. Nun; wir haben zunächst eine bessere Idee: Gebt das ganze Geld als Starthilfe für die neue Ära in die Nachwuchsarbeit!

Allen Menschen, welche über den Crowdfunding-Weg Geld für Choreos spenden wollten, sei trotzdem herzlich gedankt. Wir nehmen Spenden aber lieber direkt entgegen und versprechen, dass die Einnahmen VOLLUMFÄNGLICH für Choreos verwendet werden. Es mag absurd wirken, wenn wir dieses Geld nun ablehnen und dann im Winter wieder mit den Spendenboxen durch die Stadiongänge ziehen. Aber die Selbstbestimmung und Selbstorganisation der Kurve ist ein hohes Gut und wir wollen, dass der Verein dies weiterhin respektiert. Dass wir so manche turbulente Phase gestärkt überstanden haben, ist zu guten Teilen diesen Faktoren geschuldet.

Auf eine stimmgewaltige, farbenfrohe und sportlich erfolgreiche Saison 2016/17!

Stehplätz Schluefweg

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