Zum Transfer von Denis Hollenstein in Richtung Oerlikon

Lange wurde geredet, nun ist es fix: Denis Hollenstein wechselt ins Hallenstadion. Selber kommentierte er den Wechsel mit den Worten, das sei ein ganz gewöhnlicher Transfer. Weil es dies eben nicht ist, fühlen wir uns erstmal genötigt, ein paar Worte zu verlieren, bevor morgen die Partie gegen Biel ansteht.

Möglicherweise entspricht es tatsächlich den Wunschvorstellungen eines jungen Profis, dass es sich hierbei um einen ganz normalen Transfer handelt. Es ist für einen Spieler selten angenehm, wenn die eigene Personalie brisant wird. Es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum dieser Transfer eben alles andere als «ganz normal» ist: Wenn der Kapitän einer Mannschaft mitten in der Saison den Wechsel zum Erzrivalen ankündigt, nachdem er zuvor wochenlang das Gegenteil behauptete und nachfragende Journalisten schlicht anlog, dann hat er selber alle Grundlage dafür gelegt. Wie dem auch sei: Die nächsten Heimspiele sowie die allfälligen Derbys der nächsten Saison werden genügend Aufschluss darüber geben, ob es eben ein normaler Transfer war oder nicht.

Auch für den EHC Kloten ist der Transfer brisant und hat durchaus das Potenzial, das Publikum im allerdümmsten Moment zu spalten. Nämlich in jene Fraktion, welche ihn per sofort verwünscht und andere, welche das Auspfeifen der eigenen Spieler per se für falsch halten. Beide Positionen haben durchaus eine Grundlage, in der aktuellen sportlichen Situation mehr denn je. Denis Hollenstein hat die Unruhe in den Verein hineingetragen – Geschirr ist also sowieso und im Überfluss zerschlagen.

Genau deshalb erachten wir es als besonders wichtig, die Meinungen aller Fans zu respektieren. Die Haltung jener Fans, die ihrem Ärger Luft machen, aber auch die von Fans, die das nicht in Ordnung finden. Das Wichtigste in dieser Saison ist der Ligaerhalt, dies darf dabei nicht vergessen gehen. Dazu ist es notwendig, dass wir zusammenstehen, gemeinsam kämpfen und uns nicht übermässig irritieren lassen!

Derweil muss man sich in Kloten aber den Vorwurf machen, auf’s falsche Ross gesetzt zu haben: Offenbar reichte der Name Hollenstein, 600’000 Franken Jahressalär sowie der Nimbus als Spitzenspieler dazu aus, als DIE Integrationsfigur im EHC Kloten zu gelten. Dabei war er durchaus eine widersprüchliche Integrationsfigur: Nämlich ein Ligatopspieler, den sich der EHC Kloten in den letzten zwei Jahren eigentlich gar nicht leisten konnte. Und gleichzeitig ein Mannschaftskapitän, der nicht unbedingt für den ganz grossen Erfolg stand: Die letzte Playoff- und Finalqualifikation datiert just aus jener Saison, in der Denis Hollenstein in Genf spielte und danach einen Vierjahresvertrag brach, um zum vermeintlichen Spitzenteam EHC Kloten zurückzukehren.

Die Vereinsgeschichte wird in der Zukunft ohne den Namen Denis Hollenstein auskommen müssen. Künftige «Integrationsfiguren» werden sich immer durch ihr praktisches Handeln auszeichnen müssen. Ein hoher Lohn, sportliches Talent und der Name Hollenstein alleine reichen dafür nicht aus. Unabhängig davon: Der EHC Kloten braucht dringend einen neuen Kapitän. Einen, der für eine realistische Zukunft steht. Kein «Silberheld» und kein Traumtänzer, sondern einen ehrlichen Arbeiter, der sich nicht zu schade ist, für den Verbleib in der NLA alles zu geben. Und vor allem einen, welcher heute ein grundeigenes Interesse am Verbleib in der NLA hat. Ein ZSC’ler kann nicht unser Kapitän sein.

Stehplätz Schluefweg, 27. November 2017

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