Das zweite Derby am letzten Wochenende wurde von einem absurden Polizeieinsatz in Kloten überschattet. Rückblickend erscheint er genauso unglaublich, wie die beiden Derby-Wunder auf dem Eis. Das Ausmass übertraf alle bis dahin durchgeführten Einsätze in der Flughafenstadt und kann auf keine nur erdenkliche Weise gerechtfertigt werden. Schätzungsweise 200 Polizist:innen, unzählige Gitter- und Mannschaftswagen, Motorradeinheiten, zwei Drohnen, eine mobile Einsatzzentrale, zwei Wasserwerfer und unzählige Zivilfahnder hielten sich auf dem bis zum Hallenbad knapp 400 Meter langen Weg für die wenigen mitgereisten Anhänger bereit.

Als die aktive Fanszene des ZSC dann auf der Höhe des Hallenbads war, stürmten Robocops zielstrebig und koordiniert aus dem Wald. Vorne und später auch hinten, fuhren die Wasserwerfer auf und die Fans wurden auf der Strasse eingekesselt (genauer Bericht der Betroffenen).

Diese Aktion war unwiderlegbar im Vorhinein akribisch geplant, später von der Polizei angedroht und dann auch durchgesetzt worden. Das war auch daran erkennbar, dass der Ort des Kessels bereits vor dem Eintreffen der Fans in Kloten vorbereitet war und viele Polizist:innen bereits vor der Ankunft des Fanmarsches im Unterholz auf der Lauer lagen, um von dort aus runter zu stürmen. Zu alledem befand sich bereits am Nachmittag exakt dort die Zentrale der Einsatzleitung und selbst eine Schadenplatzbeleuchtung, wie man sie normalerweise von Unfällen oder Militärübungen kennt, war dort installiert (siehe Bild).

Das solche Massnahmen vorab und minutiös vorbereitet und nicht aufgrund von Straftaten durchgeführt werden, ist nichts Neues, wie das Beispiel der FCZ-Fans vom 21. Februar 2015 zeigt. Die Staatsanwaltschaft sprach den Einsatzleiter selbstverständlich frei und schätzte den Einsatz als verhältnismässig ein.

Kollektiv wurden die Fans über mehrere Stunden im Kessel festgehalten. Die eisigen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt änderten nichts an der Gesamtsituation. Weder die Massnahmen noch der Einsatz generell entspricht auch nur im Entferntesten einer Verhältnismässigkeit.

Erklärt werden kann das Ganze nur als übertriebene Machtdemonstration. Einmal mehr wurde die Drohkulisse aufgebaut, Kollektivstrafen angewendet und gezeigt, wer die Regeln macht. Die Frage, wer jene kontrolliert, die unfehlbar sind, weil sie Uniformen tragen, drängt sich auf.

Die Stehplätz Schluefweg haben sich mit den betroffenen Personen im Kessel solidarisiert und zwischen der 5. und der 15. Spielminute einen Stimmungsboykott abgehalten. Diese Aktion wurde mit einem Spruchband, auf welchem zu lesen war: «Än Chessel bi -5° – understi Schubladä», ergänzt. Die einzelnen Gästefans im Aquarium schlossen sich dem Stimmungsboykott an.

Obwohl die sechs Punkte aus zwei Derbys auch einige Tage später noch immer beflügeln, besitzt das vergangene Wochenende auch für uns einen faden Beigeschmack.

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