Ausnahmsweise publizieren wir online den Hauptartikel aus der Vogelperspektive 13 – zum besseren Verständnis der Choreographie und deren Message vom Heimspiel gegen den EV Zug.

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Die Swissleague darf nicht abgehängt werden

Der Jubel war riesig, die Freudentränen noch zahlreicher als die Pyros im rot erhellten Schluefweg. Dies alles geschah an einem wunderschönen Unterländer Frühlingstag 2022: Der EHC Kloten kehrte zurück in die sogenannte National League, ins Oberhaus des Schweizer Eishockeys, da wo Kloten im eigenen Selbstverständnis hingehört. Der Ligabetrieb hat sich in unserer Abwesenheit verändert, dies mit Auswirkungen auf unsere alten Konkurrenten. «Nach uns die Sintflut» kann nicht unsere Devise sein. Eine Positionierung.

Tatsächlich waren vier Jahre in der Swiss League für Kloten genug und Gegner wie die EVZ Academy oder Biasca konnten an einem kalten Dienstagabend selten der Affiche eines Eishockeyfestes gerecht werden. Nun sind wir zurück im A. Doch was ist in den vier Jahren unserer Abwesenheit aus dieser sogenannten National League geworden? Zu diskutieren gab etwa die Anzahl spielberechtigter Ausländer pro Team. Von Ligareform und Aussetzen des Abstieges war die Rede. Davon, dass die Vereine um ihre Existenz bangen müssten. Am lautesten jammerten die Reichsten. So wie man das auch sonst so kennt. Das Virus und die Geisterspiele lösten bei den Clubs Panik aus, regelrechte Existenzangst. Spieler mussten in der Folge auf Teile ihrer Löhne verzichten, es wurden beim Bund Corona-Hilfsgelder beantragt und Saisonkarten-Inhaber eindringlich gebeten, auf Rückforderungen zu verzichten.

Niemand stellte sich zur Ligaqualifikation

Und weil von den Angsthasen niemand wissen wollte, was eine Relegation in solch unsicheren Zeiten bedeuten würde, wurde in den letzten beiden Saisons der Abstieg ausgesetzt – nicht aber der Aufstieg. So sind aus 12 nun 14 Teams geworden, Ajoie und der EHC Kloten durften die Gunst der Stunde nutzen, weil sich von den 12 Vereinen niemand einer Ligaqualifikation im Schluefweg stellen wollte. Sportliche Prinzipien wurden kurzerhand ausgesetzt.

Diktat der Grossen – die Kleinen sind dabei

Was folgte war die Konkretisierung einer Ligareform. Zahlungskräftige Vereine propagierten eine Vielzahl an spielberechtigten ausländischen Spieler als eine Sparmassnahme, im Gespräch war ausserdem das mittelfristige Aussetzen des Abstiegs. Darauf folgte Kritik: Zu durchsichtig war das Ansinnen; zu klar, dass es sich bloss um eine Linderung kurzfristiger Probleme bei mittelfristiger Vergrösserung der Budgets handeln würde. Am Protest gegen eine erneute Ligareform beteiligten sich auch die Stehplätz Schluefweg, wenn auch mit einem anderen Fokus als viele Fanszenen der Nationalliga A: Uns lag primär am Herzen, dass der sportliche Auf- und Abstieg beibehalten und das Nadelöhr zwischen den Ligen nicht noch kleiner wurde. Nun sind wir wieder oben. Natürlich halten wir an dieser Linie fest, auch wenn die Abstiegsgefahr für uns als Kellerclub der Nationalliga A gegeben ist und wir nun die Gejagten der Swissleague-Teams werden könnten.

Der Aufschrei der Fanszenen während der Corona-Pandemie bewirkte letztlich eine abgeschwächte Version einer Ligareform, eine pseudomässig gut-schweizerische Kompromisslösung. Letztlich wurde durchgesetzt, dass es inskünftig sechs ausländische Spieler sein sollen, die pro Spiel und Mannschaft eingesetzt werden dürften. Davor schien jahrelang in Stein gemeisselt, dass die Schweizer Eishockeymeisterschaft auf höchster Stufe mit 12 Teams bestritten wird und dass in einem Spiel pro Team maximal vier Ausländer eingesetzt werden.

Anspruch und Realität

Nun spielen mitunter die Allerbesten Europas zu vermutlich nicht nur kleinen Salären in den nun mehr 14 National League Vereinen. Die Existenzsorgen scheinen vergessen. Das sportliche Niveau der Liga war kaum je so hoch wie gegenwärtig und da haben wir auch nichts dagegen. Aber: Hat die Liga eigentlich einen Plan wie es jetzt weitergehen soll, oder lässt sie sich von den Partikularinteressen der lautesten und mächtigsten Clubs-Bosse vor sich hertreiben? Nicht die Anzahl eingesetzter Ausländer sollte uns beschäftigen, sondern die Frage, ob junge Spieler überhaupt noch Eiszeit bekommen in dieser Liga, in der Anspruch und Realität so weit auseinanderklaffen.

Für den EHC Kloten, der 1934 von einer Horde 17-jähriger Flegel gegründet wurde und in dem der Jugend seit jeher stets viel Raum eingeräumt wurde, muss die Frage von Nachwuchsförderung prioritär behandelt werden. Bei uns müssen Junge Platz bekommen, sich zu entfalten und uns zu repräsentieren. Dabei soll ihre Nationalität zunächst einmal nicht interessieren. Spieler wie Ang oder Reinbacher bekommen eben gerade im EHC Kloten auf höchster Stufe Eiszeit und nicht in anderen Vereinen. Sie sollen sich bei uns weiterentwickeln, bis sie zu gut für diese Liga sind.

Tatsächlich darf kritisiert werden, dass kaum ein Team ausreichend junge Spieler in der ersten Mannschaft einsetzt. Wir wollen nicht in den Jammer-Chor einsteigen, der die Resultate der Junioren-Nationalteams bemängelt. Nun, da sämtliche Vereine nur auf ihre eigene Unmittelbarkeit bedacht sind, ist auch nicht zu erwarten, dass nachhaltiges Denken ligaweit einsetzen dürfte. Zu befürchten ist langfristig viel eher ein schleichender Relevanzverlust des schweizerischen Eishockeys – trotz aller Fernsehverträge.

Die Schere zur Swiss League wird grösser

Dass der EHC Kloten sofort die Swiss League verlassen wollte, hatte mitunter damit zu tun, dass diese von der National League je länger je stiefmütterlicher behandelt wurde. Nun ist die Swissleague ausgehöhlt und der Abstand zur Nationalleague in jeder Hinsicht grösser geworden. Somit wurde der Unterbau der Nationalleague auf dem Altar kurzfristiger Partikularinteressen geopfert. Mindestens drei Teams (Winterthur, Langenthal und Biasca) stehen vor einer unklaren Zukunft. Klar ist: Die Swissleague braucht eine sportliche Perspektive, etwa in Form eines direkten Aufsteigers. Ausserdem brauchen Teams wie Olten, La Chaux-de-Fonds oder Visp nicht Farmteams, sondern Gegner, die Zuschauer und mediales Mindestinteresse mitbringen. Ansonsten dürfte diese Traditionsteams keine langfristige Perspektive haben – eine Ausweitung der Nationalleague auf 20 Teams kann auch nicht die Lösung sein.

Der Abstieg soll uns fernbleiben!

Möge der EHC Kloten nie mehr etwas mit dem Abstiegsgedanken zu tun haben. Aber sollte dies jemals wieder passieren, so sollte nicht gerade die eigene Existenz als Verein auf dem Spiel stehen. Die Stärkung der Swissleague ist in unserem Interesse und im Sinne der sportlichen Ambition, nicht absteigen zu müssen. Der Kampf gegen den Abstieg ist die sportliche Ambition der Kleinen. Während sich kaum vier Mannschaften Chancen auf Titel der Nationalleague ausrechnen können, ist der EHC Kloten in der Kellermeisterschaft involviert. Das ist eine sportliche Perspektive, an der man langfristig wachsen kann. Mögen uns Bescheidenheit treu und Grossmauligkeit fernbleiben – auf dem weiteren Weg nach oben. Mindestens dürfen wir nie vergessen, wo wir herkommen.

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