Innerhalb einer Wochenfrist haben wir den ID-Scans in schweizerischen Stadien gleich zweimal getrotzt. Am 25. November 2023 in Davos und am 1. Dezember in Zug gelang es uns, Zeichen gegen jene zu setzen, die sich heimlich den Fichenstaat zurückwünschen.

Samstagabend in Davos: Nachdem im Frühjahr 2023 und im Zuge der Pre-Playoff-Qualifikation einzelne Pyros gezündet wurden, setzte der HCD anlässlich des erneuten Meisterschaftsspiels gegen uns auf Kollektivstrafe: ID-Kontrollen aller Gästefans stand auf dem Programm. Was das zu bedeuten gehabt hätte, liegt auf der Hand. Bereits im Frühjahr erhielten mehrere nachweislich unbeteiligte Personen im Nachhinein ein Stadionverbot ausgesprochen. Es erscheint selten so offensichtlich, dass unsere Daten in den Händen privater Sicherheitsdienste nicht viel Gutes zu bedeuten haben.

Rund 150 Personen machten sich auf den Weg, um auf legalem und absolut friedlichem Wege einen anderen Stadion-Sektor zu bevölkern. In Davos ist das möglich und machbar. Mit einem friedlichen, aber zielstrebigen Auftritt hatten die Sicherheitsverantwortlichen nicht gerechnet und sofort taten sich die erwartbaren Widersprüche auf: Der HCD wollte uns nicht im Stadion und die Polizei nicht in der Stadt haben. Was folgte war eine kurzzeitige Kesselsituation, die durch das entschlossene Handeln der Klotenfans schnell bereinigt werden konnte.

Die rund 150 angereisten Fans gelangen friedlich, ohne Vorweisen der IDs, über den Haupteingang ins Stadion und feuerten hier lautstark die Mannschaft an.

Protest in Zug

In Zug sind für gewöhnlich keine anderen Sektoren frei als jener, der für die am Eingang fichierte Gästefans vorgesehen ist. Aktive Gästefans kommen dementsprechend selten bis gar nie in die Kolinstadt. Dem entsprechend ist sich die Polizei kaum an solche gewöhnt. Nichtsdestotrotz haben wir auch hier ein Zeichen setzen können: In klirrender Kälte haben rund 40 Personen das Spiel von ausserhalb des Stadions auf Leinwand verfolgt. Die Polizei war zugegen und hätte kaum etwas einzuwenden gehabt, wir hätten uns ins Stadion statt auf die Strasse stellen können.

Die Beispiele unterscheiden sich aber zeigen etwas auf: Es gibt immer Wege, sich der Tendenz der kollektiven Fichierung zu widersetzen. Wir – die schweizerischen Fanszenen – müssen die Rahmenbedingungen möglicher Aktionen studieren und uns der widersprüchlichen Situation bewusst sein, dass die Sicherheitsdienste und die Polizeien im Konkreten meistens nicht dasselbe wollen. Es ist an der Zeit, dass wir diesen unbequemen Weg gemeinsam weitergehen. Ansonsten könnte das Phänomen Auswärtsfahrten, so wie wir es heute kennen, bald einmal der Vergangenheit angehören.

Stehplätz Schluefweg, Dezember 2023

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